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Provinzen alle asiatischen Lander, Ägypten, Libyen und Thra-
kien; die zweite oder illyrische Präfectur in 2 Diöcesen und
11 Provinzen Mösien, Makedonien, Griechenland und Creta.
Zur dritten Präfectur Italien mit 3 Diöcesen und 29 Pro-
vinzen gehörten Italien mit den Inseln Sicilien, Sardinien und
Corsika, ganz West-Africa von Cyrene an, und die Süd-Donau-
länder bis Mösien. Die vierte Präfectur Gallien mit 3 Diö-
cesen und 29 Provinzen begriff Gallien, Spanien und Brittan-
nien. Jeder Präfectur stand ein Prüfe et vor, der ohne Heer-
befehl die ganze bürgerliche Verwaltung und Rechtspflege leitete,
den Haushalt, die Polizei und Gewerblichkeit beaufsichtigte. Ihn
unterstützten in den Diöcesen Vicarien oder Stellvertreter, in
den Provinzen Rectoren (auch Conrectoren, Präsidenten, Pro-
consularen genannt). Rom und Constantinopel hatten ihre be-
sonderen Präfecten, die ebenfalls ohne Heerbefehl waren.
Das gesammtc Militär war einem Oberfeldherrn (magister
ntriusque exercitus) untergeben. Unter ihm stand der Befehls-
haber der Fußtruppen (magister peditum) und der der Reiterei
(magister equitum), unter welchen zunächst die Comites und
Duees als Befehshaber der Truppen in den Provinzen standen.
Den Mittelpunkt der ganzen Negierung und Verwaltung
aber bildeten die sieben höchsten Hofämter: 1) der Oberkam-
mcrherr (praepositus saeri cubiculi), dein die Aufsicht über den
kaiserlichen Palast, das Hofgesinde, Garderobe, Tafel:c. oblag.
2) Der Reichskanzler (magister oliiciorum), welcher als Cere-
monienmeister die Audienzen leitete, als Kanzler die Bittschriften
und Anfragen an den Kaiser entgegennahm und die Jurisdiction
über alle Hofbeamten hatte. 3) Der Staatssecretär (quaestor
sacri palatii), welcher als Cabinetsrath die Gesetze und Befehle
ausarbeitete und die kaiserlichen Decrete durch seine Unterschrift
beglaubigte. 4) Der Reichsschatzmeister (comes sacrarum lar-
gitionum), dem Finanzminister vergleichbar. 5) Der Kron-
schatzmeifter (comes rerum privatarum divinae domus), als
Verwalter des kaiserlichen Privatvermögens. 6) und 7) Die
Befehlshaber der an die Stelle der gänzlich aufgelösten Präto-
rianer getretenen kaiserlichen Haustruppen zu Pferde und zu
Fuß (comites domesticorum equitum et peditum). Diese sieben
Hofbeamten bildeten mit dem Praefectus urbi, dem am Hofe
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94
durch welchen er am Arm verwundet wurde. Diese meuchel-
mörderische That erfüllte die Gcmüther der Hugenotten mit
dem äußersten Schrecken; und nur die innige Theilnahme,
welche der König äußerte, der selbst zu dem Kranken eilte und
zu ihm die herzlichen Worte sprach: „Die Verwundung trifft
Sie, der Schmerz mich, mein Vater!" — ferner die vielen
Anstalten, welche er zur Entdeckung des Mörders machte, ver-
mochten sie wieder zu beruhigen.
Dieser mißlungene Versuch auf Colignp's Leben entflammte
den Zorn der Königin Mutter nur noch mehr. Jetzt bestürmte
sie mit ihrer Partei den König, in die Ermordung Colignp's
zu willigen, weil er durch Herbeirufung auswärtiger Hülfe
einen neuen Bürgerkrieg erregen wolle und das Leben des
Königes selbst in Gefahr bringe. Nach längerem inneren
Kampfe willigte Karl ein; und der entsetzliche Mordplan kam
in der Bartholomäusnacht vom 23. auf den 24. August 1572
in Paris zur Ausführung.
I>ic Bartholomäusnacht (1572). — Der Herzog Heinrich
von Guise, dessen Vater vor neun Jahren von einem hugenot-
tischen Edelmanne, Poltrot, meuchelmörderisch erschossen worden
war, hegte gegen Colignp den Verdacht der Anstiftung dieser
Thal und ersah sich deshalb zunächst ihn zum Opfer seiner
Rache aus. Er eilte mit einer Mannschaft nach der Wohnung
des Admirals. Hätte der Herzog nur einige Minuten gezö-
gert, so wäre das blutige Vorhaben vielleicht nicht zur Aus-
führung gekommen; denn von dem Schrecken des Gewissens
oder von feiger Angst überwältigt, hatten im Augenblicke der
ausbrechenden Gräuel der König und sein Bruder Anjou, selbst
die Königin Mutter den Widerruf beschlossen. Aber ein durch
die Nacht tönender Pistolenschuß verkündete, daß es zu spät
sei. Colignp war schon gefallen. Auf den Zuruf: „Im
Namen des Königes!" ward seine Pforte den Andringenden
geöffnet, die Wächter augenblicklich erschlagen. Dann stürzten
die Mörder in das Zimmer des Admirals. Bei dem ersten
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl August Heinrich
von_Guise Heinrich Colignp
119
mal ihre ganze Zuneigung gewonnen hatte. Aber auch sein
Sturz nahete.
Zm Jahre 1599 wurde Esser zum Vicekönig von Irland
ernannt. An der Spitze eines Heeres sollte er die aufrühre-
rischen Unterthanen zur Ruhe bringen. Er beging hier aber
einen Fehler nach dem anderen, so daß er den größten Theil
seiner Truppen verlor und einen unrühmlichen Frieden schließen
mußte. Gleich hierauf eilte er nach London, um sich gegen
die Beschuldigung seiner Feinde persönlich zu verantworten.
Elisabeth wurde aber über die eigenmächtige Vcrlassung seines
Postens so erbittert, daß sie ihn verhaften ließ. Sie entließ
ihn zwar wieder der Haft, entsetzte ihn aber aller Würden
und ließ ihn nur das Amt eines Oberstallmeisters. Insbe-
sondere nahm sie ihm auch den Pacht der Abgaben vom rothen
Weine, der ihm jährlich bedeutende Summen eingetragen hatte
„Wenn man ein allzumuthiges Pferd bändigen will," sagte
sie, „so muß man es kürzer im Futter halten." Darüber ge-
rieth der Graf vollends in Wuth. Aus Rache suchte er den
Sohn der Maria Stuart, den König Jakob Vi. von Schott-
land, zu einem Einfalle in England aufzureizen. Dieser aber
wollte sich mit einem so verwegenen Unternehmen nicht be-
fassen. Als er aber auch in London das Volk zum Aufruhre
aufforderte, wurde er eingezogen, vor Gericht gestellt und zum
Tode verurtheilt. Elisabeth kämpfte lange mit sich, ehe sie
sein Todesurtheil unterschrieb. Weil er sich aber nicht vor
ihr dcmüthigen und um Begnadigung bitten wollte, so über-
ließ sie ihn seinem Schicksale; er wurde 1601 hingerichtet.
Erst nach seinem Tode vernahm sie, daß er mit ganz anderen
Gesinnungen gestorben sei, und sie machte sich nun die bittersten
Vorwürfe über seine Hinrichtung. Vor Gram und Schwermuth
welkte sie sichtbar dahin und starb, im März 1603, im sieben-
zigsten Jahre ihres Alters, nach drei und vierzigjähriger Ne-
gierung. Mit ihr erlosch das Haus Tudor, nachdem es
den Thron von England hundert und achtzehn Jahre in Be-
sitz gehabt hatte; an dessen Stelle trat nun das Haus Stuart.
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Extrahierte Personennamen: Esser Elisabeth Maria_Stuart Maria Jakob_Vi Elisabeth
Extrahierte Ortsnamen: Irland London England London England
162
und zögerte lange. Und als er nicht mehr ausweichen konnte,
rückte er langsam durch Böhmen heran in die Oberpfalz, kehrte
von da aber sogleich nach Böhmen zurück und bezog das Win-
terlager. Ueberhaupt schonte er in den zwei letzten Jahren
seines Oberbefehles beständig den Feind, leistete mit ungeheu-
ren Mitteln nur Geringes und drückte und ängstigte nur des
Kaisers Länder mit des Kaisers Heer. Das Benehmen dieses
geheimnißvollen Mannes wurde immer zweideutiger, der Ver-
dacht gegen ihn immer dringender und lauter. Seine Gegner,
die voll Mißtrauen allen seinen Schritten nachspürten und
darüber nach Hofe berichteten, trugen fort und fort auf seine
Absetzung an. Und wirklich war Wallenstein, in der Ueber-
zcugung, daß weder der Kaiser ihn durch Uebertragung eines
Erblandes für seine Verdienste belohnen, noch seine zahlreichen
Feinde ihn als Reichsfürsten neben sich dulden würden, mit
Frankreich in Unterhandlungen getreten, um die Krone Böh-
mens zu gewinnen. Zu Pilsen, wo er sein Quartier aufge-
schlagen hatte, versammelte er seine vertrautesten Obersten und
Generale um sich, klagte über nachlässige Behandlung von
Seiten des kaiserlichen Hofes und erklärte sich bereit, den
Oberbefehl niederzulegen. Hierüber entstand eine stürmische
Bewegung. Das ganze Corps der hohen Offiziere verlangte
von ihm, er solle sie nicht verlassen. Er versprach das, wenn
sie sich auch gegen ihn verbindlich machen wollten, ihn nicht
zu verlassen und ließ sich schriftliche Zeugnisse ihrer Treue zu
ihm ausstellen. Als der Kaiser von diesen Vorgängen Nach-
richt erhielt, Unterzeichnete er am 24. Januar 1634 einen Er-
laß, wodurch er Wallenstein den Oberbefehl entzog und diesen
dem Grafen Gallas übertrug. Allein bevor derselbe zur Aus-
führung kam, hatte Wallenstein bereits sein Loos ereilt. Dieser
war nämlich auf die Kunde von jenem kaiserlichen Erlaß, als
bereits die meisten Truppen und ihre Führer, insbesondere durch
Piccolomini, welchen Wallenstein für seinen treuesten Freund
gehalten hatte, für die Sache des Kaisers heimlich gewonnen
waren, mit drei ihm treu gebliebenen Regimentern nach Eger
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Extrahierte Personennamen: Piccolomini
Extrahierte Ortsnamen: Oberpfalz Frankreich Pilsen
122
Es erregte aber gleich anfangs Neid, daß Philipp seiner Halb-
schwester den Granvella, Bischof von Arras, zur Seite setzte
und eine spanische Besatzung im Lande ließ. Die Mißstimmung
stieg, als vierzehn neue Bisthümer und drei Erzbisthümer
gegründet wurden, die dem zum Erzbischöfe von Mcchcln er-
hobenen Granvella untergeordnet wurden. Die Stände klagten,
weil ihnen hierbei ihr verfassungsmäßiger Einfluß entzogen
sei; die katholische Geistlichkeit klagte, weil die reichen, bisher
durch Eingeborene besetzten Abteien ausgehoben seien, um Bis-
thümer zu gründen, die man Fremden verleihe; die Calvinisten
klagten, weil ihren Uebergriffen auf katholischem Boden Halt
geboten wurde. Bei der allgemeinen Mißstimmung im Lande
gegen den übergroßen Einfluß des Granvella, der bereits zum
Kardinal ernannt war, hielt Margaretha selbst es für rath-
sam, auf seine Abberufung anzutragen. Dieser kam Gran-
vella zuvor; er verließ freiwillig das Land.
Allein die Gährung im Lande blieb. Sie ward noch ge-
steigert, als Philipp zur Regelung der kirchlichen Verhältnisse
die Einführung der Beschlüsse des Tridentiner Conciliums ver-
langte und deshalb die erforderlichen Religionsedicte erließ.
Auch das galt für eine Verletzung der ständischen Rechte und
führte zu neuen noch lauteren Klagen. Und alsbald schloß der
mißvergnügte Adel hiergegen einen Bund, Compromiß genannt,
und entwarf eine besondere Bittschrift um Aufhebung der Re-
ligionsedicte. Diese Bittschrift sollte der Oberstatthalterin in
Brüssel, wo sie ihren Wohnsitz hatte, öffentlich überreicht werden.
Es war am 5. April 1566, als drei- bis vierhundert
zusammengetretene Adelige, an deren Spitze Heinrich von Bre-
derode, ein Abkömmling der alten Grafen von Holland, und
Ludwig, Graf von Nassau, Bruder des Prinzen von Oranien,
standen, zu Brüssel in einem feierlichen Prozesflonszuge, im-
mer vier und vier, unter großem Zulaufe des erstaunten Vol-
kes, nach dem Palaste der Oberstatthalterin zogen, um ihr jene
Bittschrift zu überreichen. Margaretha war nicht wenig be-
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Margaretha Philipp Philipp Heinrich_von_Bre- Heinrich Ludwig,_Graf_von_Nassau Ludwig Margaretha
164
Schlafgemacheö gesprengt, und Deverour stürzte mit seinen
Dragonern herein. Der Herzog stand am Fenster, wehrlos,
unangekleidet, so wie er vom Lager aufgestanden war. „Bist
du der Schelm," brüllte ihn Deverour an, „der das kaiserliche
Heer zum Feinde überführen und seiner Majestät die Krone
vom Haupte reißen will? Du mußt jetzt sterben!" Wallenstein
sprach kein Wort, sondern warf einen ernsten, kalten Blick auf
den Bösewicht. „Du mußt sterben!" schrie Deverour noch ein-
mal. Da bewegte Wallenstein bloß die Lippen, hob die Arme
gen Himmel; und in demselben Augenblicke erhielt er mit einer
Hellebarde den Todesstoß in die Brust. Der Leichnam wurde
in einen Teppich gewickelt und nach der Citadelle gefahren, wo
er zu den Leichen der übrigen Ermordeten gelegt wurde.
So endete Wallenstein, erst ein und fünfzig Jahre alt, ein
Mann, der bei manchen Fehlern, unter denen der Ehrgeiz nicht
der geringste war, zu den außerordentlichsten Menschen aller Zei-
ten gehört. Die Verschworenen und ihre Helfer theilten sich in
seine beträchtliche Baarschaft. Bis zum zweiten Tage blieb
der Markt mit Soldaten und geladenen Kanonen besetzt, um
des Herzoges Anhänger von jedem Versuche der Rache abzu-
schrecken. Aber keiner erhob sich-für ihn; denn nur Sold und
Beute hatte die Meisten an seine Fahnen gefesselt. Der Kaiser
nahm später die ohne seinen Befehl vollführte That auf sich.
37. Fäuste Periode: Schwedisch-französisch-deutscher Krieg.
Schlacht bei Uö'rdlingcn am 17. September 1634.
Nach Wallcnstein'ö Tode wurde der Sohn des Kaisers,
der König Ferdinand von Ungarn, zum Oberfeldherru er-
nannt, und ihm der im Kriege erfahrene Graf Gallas bei-
gesellt. Ferdinand war bei dem Heere sehr beliebt und recht-
fertigte auch bald das Vertrauen, welches der Kaiser in ihn
gesetzt hatte. Mit seinem durch spanische Truppen verstärkten
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_von_Ungarn Ferdinand Ferdinand
177
günstiger hielten. Wohin aber ein irregeleiteter Religionscifer'
führen kann, zeigt ein gräßlicher Vorfall unter Jakob's Re--
gierung, die sogenannte Pulver-Verschwörung.
Die Pulvcr-Vcrschmö'rung. (J605). — Robert Ca tes b yf.
aus einer reichen katholischen Familie Englands, war zur re-
formirten Kirche übergetreten, hatte aber einige Jahre später
diese wieder verlassen und war zur katholischen zurückgekehrt.
Seit dem Augenblicke glühte er vor Eifer, sich und seine Glau-
bensbrüder von dem eisernen Joche zu befreien, unter welchem
sie seufzeten. Mit elf wüthenden Glaubensgenossen verband
er sich zu dem gräßlichen Plane, das Parlamentsgebäude wäh-
rend der Versammlung durch Pulver in die Luft zu sprengen
und so den König, die Lords und die Gemeinen, die Urheber
und Vollstrecker der harten Strafgesetze gegen die englischen
Katholiken, unter den Trümmern des Gebäudes zu begraben,
in welchem jene Gesetze ersonnen und erlassen worden waren.
Zu dem Ende wurde der gewölbte Keller unter dem Parla-
mentsgebäude gemiethet, unter dem Dunkel der Nacht mehrere
Fässer Pulver hineingebracht, sorgfältig verdeckt, und der 5. No-
vember 1605 zur Ausführung des Mordplanes festgesetzt. Mit
Sehnsucht erwarteten die Verschworenen den Tag, wo die Mit-
glieder des Parlamentes diesen zu ihrem Verderben bereitetem
Vulkan betreten würden.
Fresham aber, einer der Mitverschworenen, wünschte seinem
Schwager, den Lord Mounteagle, von diesem Verderben zu
retten. Er schickte ihm deshalb einige Tage vor Eröffnung,
des Parlamentes heimlich einen Brief ohne Namensunterschrift
und warnte ihn, am 5. November nicht im Parlamente zw
erscheinen: „weil es einen fürchterlichen Schlag erhalten und
doch nicht sehen würde, woher er käme." Dieser aber machte
sogleich dem Könige hievon Anzeige. Die Vermuthung ging
auf eine Pulverentzündung. Der Keller wurde nun untersucht,
und das Pulver entdeckt. In einem Winkel hinter der Thür
fand man auch eine Blendlaterne mit einem brennenden Lichte-
Weltcr'r Wcligesch. Iii. 16. Aufl. 12
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179
gen erregten Vorstellungen und Klagen von allen Seiten. Unter
einem so schwachen Regenten war es dem Parlamente leicht, die
königliche Macht immer mehr zu schmälern und seine eigene zu
erweitern. Er starb im Jahre 1625, und ihm folgte sein Sohn
Karl I. (1625 — 1649). — Mit der Krone des Vaters
ging auch der Haß des Volkes auf ihn über. Gleich beim
Antritte seiner Regierung sah er sich in einen gefährlichen Streit
verwickelt mit dem Parlamente, das ihm die geforderten Steu-
ern verweigerte. Seitdem war seine ganze Negierung fast ein
ununterbrochener Kampf gegen dasselbe. Sein nunmehriges
Streben nach völliger Freiheit und Unabhängigkeit der könig-
lichen Macht rief den Gegenkampf des Parlaments hervor.
Anfangs trat dieses nur zur Wahrung seiner verfassungs-
mäßigen Rechte gegen manche ungerechte Uebergriffe der könig-
lichen Gewalt in die Schranken; im Fortgange des Streites
aber griff es bald selbst ein Recht der Krone nach dem andern
an und ruhete nicht eher, als bis über den Trümmern des
Königthums eine Republik sich erhob. Auch Karl war nicht
der Mann, der in den politischen und religiösen Stürmen der
Zeit sich zu behaupten wußte. Zweimal nach einander, 1625
und 1626, lösete er das Parlament auf, welches ihm die nö-
thige Geldunterftützung nicht bewilligen wollte.
Bald zwang ihn die Roth, ein drittes Parlament zu be-
rufen, damit ihm dieses die nöthigen Geldmittel zum Kriege
gegen Frankreich und Spanien bewillige. Dennoch konnte weder
die Bewilligung der sogenannten „Bitte um Recht", welche
gegen willkürliche Besteuerung und Verhaftung gerichtet war,
noch die plötzliche Ermordung des Minister-Günstlings Bucking-
ham, der für den Haupturheber aller Leiden des Volkes galt,
den Streit mit dem Parlamente schlichten. Da hob Karl auch
dieses,auf (1628) und herrschte fortan elf Jahre lang ohne
Parlament, also unumschränkt. Die Leitung der Staatssachen
übertrug er dem Grafen Strafford, die der Kirchensachen
dem Erzbischof von Canterbury, Land. Doch blieb England
12*
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Extrahierte Personennamen: Karl_I. Karl Karl Karl Karl Canterbury
181
Das lange Parlament. — Dieses Parlament, welches acht
Jahre, von 1640 bis 1648, zusammen blieb und deshalb den
Namen des langen Parlamentes erhielt, war höchst stür-
misch und hatte nichts Geringeres im Sinne, als des Königes
kostbarste Vorrechte zu vernichten und eine völlige Umwälzung
herbeizuführen. Sofort erhob es eine Reihe von Beschwerden
gegen den König und seine Minister. Der edle Graf Strafford
wurde als Hochverräther angeklagt und verurtheilt. Vergebens
erklärte der König, daß er seinen Minister zwar entlassen
wolle, daß er ihn aber für keinen Hochverräther erklären könne,
und daß er nie wider sein Gewissen handeln werde; — die
Wuth der aufgereizten Volksmenge, welche das Parlaments-
gebäude umgab, zwang ihn, das Todesurtheil zu unterschreiben,
und Strafford wurde hingerichtet. Auch der Erzbischof Laud
ward eingekerkert, späterhingerichtet; mehrere andere Minister
retteten sich durch die Flucht. Hatte der König früher durch
Verletzung der Volksrechte gegründeten Anlaß zu Klagen ge-
geben; so machte sich jetzt das Parlament einer gleichen Ver-
letzung der Königsrechte schuldig. Es riß die ganze Negie-
rungsgewalt an sich; es erklärte sich als vom Volke ausgehend
und unauflösbar. So war der König ganz in den Händen
seiner Feinde, die alle drei Reiche, England, Schottland und
Irland, in Flammen setzten.
Aufstand in Irland. — Seitdem schwoll furchtbar der Strom
der Revolution. Unglück nicht minder als der Feinde Wuth
verfolgten den bedrängten König. In dem katholischen Irland
war eben eine gräßliche Meuterei ausgebrochen. Die Einge-
borenen hatten sich gegen die ihnen von England aufgedrun-
genen Kolonisten erhoben, wie gegen Räuber die Waffen er-
griffen und eine große Menge erschlagen. Entsetzen ging durch
das ganze Reich. Diese Meuterei wurde vom Parlamente
listig benutzt, um den Haß gegen den König noch zu vermehren.
Er allein wurde für den Urheber der Schreckensthat ausge-
geben, die er doch "selbst verabscheute und beweinte. Als er
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Extrahierte Ortsnamen: England Schottland Irland Irland Irland England
T
- 183 —
zu verlassen und sich nach den nördlichen Provinzen zu begeben,
wo er noch viele Anhänger hatte. Er that es und fand in
Jork die günstigste Aufnahme. Viele sammelten sich um ihn
und boten ihm ihre Dienste an. Sein niedergeschlagener Muth
wurde wieder belebt. Er erklärte das Parlament und alle
Anhänger desselben für Verräther und rüstete sich, um sie mit
dem Schwerte zum Gehorsam zurückzuführen. Unterdessen hatte
auch das Parlament ein Heer gerüstet, und so kam es zu einem
traurigen Bürgerkriege, in welchem drei Jahre lang die Sache
des Königs siegte, bis die Schlacht bei Naseby im Jahre 1645
sie völlig zu Boden stürzte. In dieser hoffnungslosen Lage
faßte der unglückliche König den Entschluß, sich in die Arme
der Schotten zu werfen, denen er zutrauete, daß sie noch einige
Liebe zu dem alten Blute ihrer Könige haben würden. Ver-
gebens! Da er auf ihre Forderung, alle Artikel des Covenants
zu beschwören, nicht eingehcn konnte, so lieferten sie ihren
Erbfürsten gegen Zahlung rückständiger Hülfsgelder an seinen
Todfeind, an das englische Parlament, aus. Er ward in ein
festes Schloß gebracht, und seine wenigen Anhänger leicht unter-
worfen. Obgleich der vieljahrige Bürgerkrieg nunmehr ein
Ende hatte, so ging das Parlamentsheer doch nicht ausein-
ander; ja es vergalt bald dem Parlamente selbst im reichen
Maße, was dieses an dem Könige verschuldet hatte.
Vuvcr Cromwcll. — Einer der ersten Anführer des Par-
lamentsheercs war Oliver Crom well, ein glücklicher Aben-
teurer, der bald die Augen von ganz Europa auf sich zog. Er
stammte aus einer adeligen Familie des Fleckens Huntington.
Merkwürdige Schicksale schwebten schon über seiner ersten Ju-
gend. Als er noch Kind war, hatte ihn ein großer Affe aus
der Wiege genommen und war mit ihm, zum Schrecken der
Familie, hoch auf das Dach gestiegen. Späterhin wurde der
kleine Waghals von einem Pfarrer aus dem Wasser gezogen.
Er besaß außerordentliche Anlagen, nur sein wilder, unruhi-
ger Sinn, der sich an keine äußere Ordnung binden konnte,
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